Die zur Reparatur gebrachte Geige
Jacobus Stainer Absam 1665
Im Juli 2021 kam eine Dame zu mir in die Werkstatt, um mir eine Geige zu zeigen. Sie erzählte mir, dass sie und Ihre Geschwister vom Vater ca. 60 Instrumente geerbt haben. Ihr Vater sammelte Geigen und reparierte auch autodidaktisch Instrumente. Die Geige, welche mir gezeigt wurde, soll eines seiner wertvollsten Instrumente, eine echte Jacobus Stainer aus Absam sein, welche auch eine Expertise von einem anerkannten Gutachter und Geigenbauer hat. Als der Kasten geöffnet wurde, traute ich meinen Augen kaum, da die Geige keinen originalen Lack mehr hatte und mit einem sehr dicken immer noch klebrigen Lack überzogen war. Ich konnte es kaum glauben, dass das eine echte Stainer Geige sein sollte, aber viele einzelne Dinge deuteten darauf hin. Nachdem ich Bilder in Büchern verglichen hatte und im Internet recherchierte, hatte ich eine andere Geige von Stainer aus dem Jahr 1665 gefunden, welche 2016 versteigert wurde. Bei beiden Instrumenten verwendete Stainer für den Boden und die Zargen Vogelaugenahorn und zwar exakt aus dem gleichen Stamm. Es müssen zwei Bretter gewesen sein, die exakt übereinander gewachsen sind. Man kann dies an der identischen Maserung erkennen.
Die Vogelaugen (Ästchen) sind exakt an der gleichen Stelle; bei der Geige im linken Bild sind die Augen nur ein kleines bisschen kleiner. Der Dendrochronologe Arjan Versteeg aus Schäftlarn hat die Decke im August 2021 vermessen und als ältesten Jahresring 1408 ermittelt. Der jüngste Jahresring wird mit 1529 angegeben. Wenn man nun die Jahre der Lagerung des Holzes und das Verlorengehen der Jahre durch das Fugen der zwei Deckenhälften dazurechnet, kann man davon ausgehen, dass die Violine nach 1534 gebaut wurde. Herr Versteeg hatte vorher schon eine zweite Violine von Jacobus Stainer aus dem Jahr 1672 vermessen und die Daten archiviert.
Diese Violine ist aus exakt dem selben Stamm gebaut worden, wie die restaurierte Violine. Somit ist hier auch eindeutig bewiesen, dass es sich um eine echte Decke von Jacobus Stainer handelt. Das aktuelle dendrochro-
nologische Gutachten von Herrn Versteeg wurde für die Violine im Mai 2024 fertig gestellt.
Zu der Violine existiert ebenso eine Expertise von Herrn Roland Baumgartner aus Basel aus dem Jahr 1989, der ebenfalls die Echtheit der Violine attestiert.
Nach drei Jahren Restaurationszeit ist die wunderschöne Violine nun seit Juli 2024 wieder in einem gesunden und top restaurierten Zustand. Sie wird nun die nächsten Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte überdauern können und viele Menschen mit Ihrem schönen Klang verzaubern.
Die professionelle Restauration solcher wertvollen und seltenen Kunstschätze, wie dieser Violine, ist sehr zeitaufwendig, aber es ist dennoch ein wunderbares und schönes Gefühl, ein solch fast zerstörtes und kaputt restauriertes Instrument wieder in einen guten, stabilen, optisch ansprechenden und vor allen Dingen klanglich hervorragenden Zustand zu bringen, damit diese Violine wieder von Musikern gespielt werden kann, wofür sie ja letztendlich auch gebaut wurde und somit der Nachwelt erhalten bleibt.
Die Violine wird ab sofort in Kommission zum Verkauf in meiner Werkstatt angeboten.
Restaurierung der Geige im Detail
Zustand vor Restauration
Zustand vor Restauration
Zustand vor Restauration
Zustand vor Restauration
Zustand vor Restauration
Zustand vor Restauration
Zustand vor Restauration
Zustand vor Restauration
Lackabdrücke am Boden
Zustand der Decke vor Restauration
Zustand vor Restauration
Vorsichtige Entfernung des Lacks
Harter Lackfüller in Delle
Lackreste auf Zarge
Lack- und Kunstharzreste
Lack- und Kunstharzreste
Zustand innen vor Restauration
Zustand innen vor Restauration
Hinein gelaufener Lack
Hinein gelaufener Lack
Lackreste über Bodenfutter
Lackreste unter Griffbrett
Lackreste am F-Loch
Nach Reinigung innen
Nach Reinigung innen
Nach Reinigung innen
Zettel
Nach Reinigung innen
Bodenfutter links oben
Nach Reinigung innen
Eckklotz links oben
Schäden an Decke, oben harter Lackfüller
Schlecht passendes Futter
Delle in der Decke unter Steg
Altes Futter zur Stabilisierung der Zarge
Gereinigter Boden
Gefrästes Futter vor dem Einleimen
Aufleimen des Futters
Aufleimen des Futters
Hobeln des Futters auf Stärke
Fertiges Futter
Fehlender Rand und Einlage
Fehlender Rand und Einlage
Entfernen von Lack und alter Randdoublierung
Vorbereitete Fläche zum Scannen
Gefrästes Futter vor dem Einleimen
Aufleimen des Futters
Aufleimen des Futter
Fertig geleimtes Futter
Bearbeiten des Futters mit Ziehklinge
Einritzen der Einlage
Ausheben des Einlagegrabens
Anpassung der Einlage
Einleimen der Einlage
Eingeleimte Einlage
Ansetzen des Randes
Fertige Einlage
Kaputter Rand
Leimen von Riss
Fehlende Einlage und Rand
Kaputter Rand links und rechts
Zum Scannen vorbereiteter Rand
Zum Scannen vorbereiteter Rand
Aufleimen des Futters
Deckendetail von innen
Fräsen der Randdoublierung
Fertig gefräste Randdoublierung
Randdoublierung vor dem Einleimen
Einleimen der Randdoublierung
Fertig geleimte Randdoublierung
Mit Epoxydharz schlecht reparierter Rand der Decke
Deckenrand nach Entfernen des Epoxydharzes
Vorbereiten des Futters mit passenden Jahren
Gefrästes Futter vor dem Aufleimen
Aufleimen des Futters
Aufgeleimtes Futter vor Ausarbeitung
Hobeln des Futters auf Stärke
Vorbereitung der Randdoublierung
Scannen des Randes für die Randdoublierung
Fertig gefräste Randdoublierung
Einleimen der Randdoublierung
Vorbereiten der Decke für den Gipsadruck
Aufgeleimte Decke für den Gipsabdruck
Mit Silikon überzogene Decke in der Gipsform
Silikonfolie vor dem Vakuum-Saugen
Saugen der Folie mit Vakuum an die Decke
Saugen der Folie mit Vakuum an die Decke
Fertig vorbreitete Gipsform zum Gießen des Gipses
Fertig vorbreitete Gipsform zum Gießen des Gipses
Eingegossene Decke mit Stabilisierungsplatte
Eingegossene Decke mit Stabilisierungsplatte
Decke vor Gipsabdruck
Decke mit altem Bassbalken und Stimmfutter
Heraushobeln des Bassbalkens
Einweichen des Leimes unterhalb des Bassbalkens
Gipsabdruck der Decke
Sichtbare Wölbungsdeformation im Gipsadruck
Sichtbare Wölbungsdeformation an der selben Deckenstelle
Herauslösen des alten Bassbalkenrestes
Herauspressen der Wölbungsdeformation im Gipsbett
Herauspressen der Deformation mit Feuchtigkeit und heißem Sandsack
Rekonstruierte Wölbung nach dem Pressen
Schlecht eingepasstes Stimmfutter
Schlecht eingepasstes altes Stimmfutter
Riss im alten Stimmfutter
Riss im alten Stimmfutter
Riss im alten Stimmfutter
Entfernen des alten Stimmfutters
Entferntes Stimmfutter
Entfernen des schlecht passenden Futters
Komplett entferntes Deckenfutter
Decke von außen nach Entfernen des Futters
Decke von innen nach Entfernen des Futters
Vorbereiten des Holzes für Brustfutter
Anzeichnen des Futters im Gips
Vorbereiten des Gipses zum Scannen und Einleimen
Einspannen des Brustfutters zum Fräsen
Fertig gefrästes Brustfutter
Fertig gefrästes Brustfutter
Fertig gefrästes Brustfutter
Einleimen des Brustfutters
Einleimen des Brustfutters
Eingeleimtes Futter von außen
Futter von außen
Noch leicht überstehendes Futter von außen
Eingeleimtes Futter von innen
Eingeleimtes Futter von innen
Hobeln des Futters auf Stärke
Noch überstehendes Futter
Auf Stärke gehobeltes fertiges Futter von innen
Auf Stärke gearbeitetes fertiges Futter von außen
Einpassen des neuen Bassbalkens
Einpassen des neuen Bassbalkens
Einschneiden des ersten Schnitts für den Adergraben
Einschneiden des zweiten Schnitts für den Adergraben
Fertig ausgehobene Adergraben
In den Adergraben fertig eingeleimte Späne
Loch in der Unterzarge
Stabilisierung des reparierten Lochst mit Holz von innen
Fertiger Bassbalken
Erste Lackschicht für Boden
Erste Lackschicht Zargen
Fertig lackierter Boden
Fertig lackierte Decke
Schnecke von vorn
Schnecke von hinten
Ansicht Zargen von rechts
Ansicht Zargen von links
Ansicht Schnecke von links
Ansicht Schnecke von rechts
Ansicht Schnecke von rechts
Ansicht Schnecke von links
86 - 152
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